Recht praktisch: Studierende unterstützen Asylbewerber

25.07.2013 von Sarah Ludwig in Studium und Lehre, Campus
Sie suchen Schutz in einem anderen Land und müssen sich in einer neuen Sprache mit vielen Behörden auseinandersetzen. Hilfe bekommen Asylbewerber in Bernburg jetzt von Studierenden des „Praxisprojekts Migrationsrecht“. Sie erklären ihnen das deutsche Rechtssystem. Auf Französisch.
Teilnehmer des Seminars zum Migrationsrecht
Teilnehmer des Seminars zum Migrationsrecht (Foto: Uni Halle)

In einem Klassenzimmer warteten zehn Asylbewerber gespannt auf die Präsentation der Jurastudenten, die sie gemeinsam mit LAMSA-Koordinator Alexander Dexbach entwickelten. „Einfach nur das deutsche Rechtssystem zu erklären, ist nicht das Problem. Aber die Asylbewerber kommen aus französischsprachigen Ländern und wir standen vor der besonderen Herausforderung, den Vortrag in ihrer Muttersprache zu halten“, erzählt Anne Teichmann, die zur Projektgruppe „Sprache“ gehört. „Wir haben alles selbst ausgearbeitet und auch den Vortrag gehalten. Hatten aber für die Fragerunde einen Übersetzer dabei.“

Fragen nach der Arbeitserlaubnis, dem Bildungssystem, Unterkünften und der ärztlichen Versorgung standen in der anschließenden Diskussion im Mittelpunkt. „Wir wurden vor allem gefragt, warum Gesetze sind, wie sie sind. Haben aber auch viel Mut zugesprochen und Wege aufgezeigt, wenn Anträge abgelehnt wurden“, so Anne Geschonneck. Die Magdeburgerin studiert im achten Semester Jura. „Aber wir konnten ihnen auch zeigen, dass bestimmte Dinge hier in Deutschland keine Schikane sind: Die langen Wartezeiten für einen Termin beim Facharzt zum Beispiel.“

Seit einem Semester engagieren sich Anne Geschonneck und Anne Teichmann im Praxisprojekt des juristischen Bereichs. „Die Vorlesung vermittelt den Schwerpunkt Migrationsrecht ja nur theoretisch. Im Projekt kommen wir mit praktischen Fragestellungen, realen Fällen und aktuellen Rechtsurteilen in Berührung“, erklärt Teichmann. „Wir treffen uns zum Beispiel einmal im Monat und lösen anonymisierte Fälle, die wir von der Migrantenberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen-Anhalt bekommen.“

Tauchen in der Beratungspraxis rechtliche Probleme auf, wird das Praxisprojekt hinzugezogen. Die Studierenden können dann selbstständig und eigenverantwortlich Lösungsvorschläge erarbeiten. Betreut werden sie dabei von den wissenschaftlichen Mitarbeitern Carsten Hörich und Hannah Tewocht. „Wir machen jedoch keine Rechtsberatung, dafür sind wir gar nicht abgesichert“, erklärt Hörich.

„Der Projektausflug nach Bernburg wurde positiv aufgenommen“, erzählt Geschonneck. „Wir waren auch schon bei einem zweiten Termin in Merseburg und haben neben Asylbewerbern auch den Studenten der FH unsere Präsentation vorgestellt. Eine englische Variante ist geplant.“

Das „Praxisprojekt Migrationsrecht“ findet im Rahmen des Service-Learning-Projektes statt. Beim Service Learning bringen Studierende ihr Fachwissen in gemeinnützige Organisationen ein und erweitern dabei ihre Kompetenzen. Die innovative Lehr- und Lernmethode verknüpft wissenschaftliche Lehrinhalte mit anspruchsvollen, praktischen Tätigkeiten im Gemeinwesen.

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