Interview zum Klimagipfel: "Biokohle sollte Teil der Strategie sein."

08.12.2011 von Corinna Bertz in Varia, Forschung, Wissenschaft
Die UN-Klimakonferenz geht heute in ihre entscheidende Phase. Noch bis zum Freitag beraten über 14.000 Wissenschaftler und Politiker im südafrikanischen Durban über die zukünftige globale Klimapolitik. Auch hallesche Forscher sind in Durban vertreten. Im Interview erklärt Bruno Glaser, Professor für Bodenbiogeochemie an der MLU, warum er nicht selbst nach Durban geflogen ist und wie sein Forschungsgegenstand, die Biokohle, den CO2-Ausstoß verringern könnte.
Prof. Dr. Bruno Glaser im Labor
Prof. Dr. Bruno Glaser im Labor (Foto: UKH)

Sie selbst sind zwar nicht in Durban, Ihre Forschung aber schon. Wie sind Sie auf der UN-Klimakonferenz vertreten?

Es geht ja nicht um mich, sondern um das Thema Biokohle. Im Begleitbuch des Klimagipfels ist ein Artikel über Biokohle von mir erschienen. Es sind auch Vertreter des Umweltbundesamtes und der Internationalen Biokohle-Vereinigung vor Ort, die dieses spannende und hochaktuelle Thema vertreten.

Worum geht es in Ihrem Beitrag?

Es geht darum, dass es eine sinnvolle Alternative zur CO2-Speicherung gibt, welche im Gegensatz zu unterirdischen CO2-Endlagern - der Technologie des Carbon Dioxide Capture and Storage, kurz CCS - völlig ungefährlich ist, da der Kohlenstoff in fester Form als Biokohle in den Boden eingebracht wird und dort nicht nur als langfristige CO2-Senke dient, sondern auch noch den Boden fruchtbarer und weniger anfällig für die negativen Folgen der intensiven Nutzung macht.

Was ist daran für die Teilnehmer der Klimakonferenz besonders interessant?

Die Technik ist im Gegensatz zu CCS „ready to go“. Man kann damit die CO2-Konzentration der Atmosphäre aktiv senken.

Wie stark könnte Biokohle zukünftig den CO2-Ausstoß verringern?

Das hängt davon ab, wie viel wir bereit sind, dafür Biomasse zur Verfügung zu stellen oder sozusagen zu opfern. Theoretisch ist die Menge nur durch die Biomasseproduktion begrenzt.

Glauben Sie, dass Biokohle bald großflächig zur CO2-Speicherung eingesetzt wird?

Das hoffe ich sehr. Allerdings müssen wir dafür noch etwas forschen, da die meisten Prozesse der Wirkung von Biokohle im Boden und auf Mensch und Tier noch gar nicht verstanden sind. Parallel dazu müsste aber die Politik aktiv werden und entsprechende Anreize schaffen wie zum Beispiel die Anerkennung von Biokohle als CO2-Zertifikat.

Was erwarten Sie von diesem Klimagipfel?

Wie bereits die Vorgänger zeigten, ist von einer Konferenz mit 14.000 Beteiligten nicht viel zu erwarten. Dies ist auch der Grund, warum ich nicht selbst dorthin geflogen bin. Wenn man den CO2-footprint der Teilnehmer sparen würde, wäre das ein echter Beitrag gegen den Klimawandel.

Welchen Eindruck haben Sie vom bisherigen Verlauf?

Noch kein wesentlicher Durchbruch.

Was müsste denn aus Ihrer Sicht geschehen, damit Durban ein erforlgreicher Gipfel wird?

Man muss sich auf klare Ziele und Methoden der Reduktion einigen. Biokohle sollte Teil dieser Strategie sein.

Haben Sie an einer solchen Klimakonferenz auch schon persönlich teilgenommen?

Ja, in Bali war ich dabei. Da wurde das erste Mal über Biokohle diskutiert, seitdem ist leider nicht viel passiert, zumindest nicht auf politischer Ebene.

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