Bockige Lehrer und andere K(r)ämpfe

13.07.2011 von Corinna Bertz in Varia
Sport sei Mord, sagen die einen. Verletzungen ließen sich mit entsprechenden Vorbereitungen zumeist vermeiden, sagen andere. Pleiten, Pech und Pannen gibt es dennoch zu Hauf. Am Ende entscheidet jeder für sich, ob Sport Mord ist oder nicht. Auch Dr. Usus Zeitgeist hat hier ein Wörtchen mitzureden, denn er kennt da eine …
Nice Thoughts
Nice Thoughts (Foto: Zeichnung: Oliver Weiss)

So manches Mal zeitigt die physische Ertüchtigung psychische Folgen. Man stelle sich etwa vor: Im Sportunterricht der fünften Klasse gilt es, in der Hocke über den Bock zu springen. Da hilft einer verängstigten Zehnjährigen alles Klagen nicht – muss doch eine Note her, folglich auch der Sprung. Die adipöse Klassenkameradin macht es richtig: Statt abzuspringen wagt sie gezielt eine Rolle vorwärts in die Bockbeine hinein. Sie wird als „unfähig“ von der leidigen Aufgabe befreit, während die andere sich ihren Ängsten stellt. Anlauf nimmt. Springt.

Da zeigt sich, dass sowohl der Schülerin als auch der Lehrerin das technische Knowhow fehlt. Diese steht nicht etwa neben der "Landefläche", um den Arm der Mutigen zu ergreifen. Sie steht mitten darauf, was ihr zum Verhängnis werden soll: Den Sprung nimmt sie entgegen mit der Brust, liegt auf der Matte wie ein plattgefahrener Igel. Traumatisiert zeigen sich dann beide: Die im wahrsten Sinne erniedrigte Lehrerin fühlt sich fortan dazu gezwungen, der Schülerin mit schlechten Noten und Demütigungen ihre Macht zu präsentieren. Die Schülerin will bald nicht nur keinen Bock mehr sehen – sie hat auch keinen mehr.

Auch einen Medizinball möchte sie nicht mehr sehen. Denn nur ein Jahr später soll der nächste Sportlehrer auf die glorreiche Idee kommen, das Zuwerfen während des Basketballspiels mit Medizinbällen üben zu lassen. Was macht nun eine, die das Volleyballspiel liebt? Richtig, sie bricht sich acht Finger bei dem reflexartigen Versuch, den ersten Ball pritschend entgegenzunehmen.

Zwei Jahre darauf sieht sie sich gezwungen, vor versammelter Klasse Kunststücke auf einem Balken zu vollführen, den es schon mithilfe des Sprungbretts elegant zu besteigen gilt. Nachdem wenigstens diese Hürde genommen, sie nicht hinüber-, sondern hinaufgesprungen ist, bemüht sie sich um Zitterfreiheit während einer Waage. Da kommt kein Vöglein, aber ein Ball geflogen … Saust an ihrer schwebenden, um Gleichgewicht ringenden Nase vorüber. Wer Angst hat vor unerwarteten Flugobjekten und sich infolgedessen erschreckt, wird die Note zwei einbüßen. Denn er wird die Contenance verlieren. Einen wenig grazilen Abstieg inszenieren, der mit einer ebenso wenig schönen Kopflandung endet ... Auf dem Sprungbrett.

Ist Sport Mord? Schlimmer.

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