Archäologie-Workshop: Keramiken und Kommunikationsnetzwerke in der Ägäis

06.11.2017 von Laura Krauel in Wissenschaft, Forschung
Vom Becher bis zum Topf: Um die bronzezeitliche Keramik in der Ägäis geht es in einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten, zweitägigen Workshop, zu dem rund 40 Wissenschaftler ab kommenden Freitag an der Universität erwartet werden. Organisator Prof. Dr. François Bertemes vom Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas leitet seit 2006 die DFG-geförderte Ausgrabung „Tavşan Adası“. Im Interview erklärt er, worum es in dem Workshop genau geht.
François Bertemes leitet seit 2006 die Grabungsstätte „Tavşan Adası“ am Ägäischen Meer.
François Bertemes leitet seit 2006 die Grabungsstätte „Tavşan Adası“ am Ägäischen Meer. (Foto: Markus Scholz)

Seit vielen Jahren erforschen Sie die Überreste der früheren Kultur an der Ägäis – worum geht es nun bei dem Workshop?
François Bertemes: Zentrales Thema ist die Keramikproduktion im ägäischen Raum zur Bronzezeit, und zwar speziell von 2500 bis zum Ausbruch des Vulkans um 1613 v. Chr. auf der Insel Santorin, früher Thera genannt. Grundidee ist es, die früheren Herstellungstechniken zu charakterisieren und darüber bestimmte Kommunikationsnetzwerke der Menschen aufzudecken. Wir vermuten nämlich, dass in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christus in Ostägäis und Südägäis nicht nur ähnliche Techniken zur Keramikherstellung verwendet wurden, sondern auch die funktionalen und ästhetischen Ansprüche an die Erzeugnisse übereinstimmten. Die Regionen waren also kulturell sehr eng verbunden, was sich wohl auch im Austausch von und zwischen den Handwerkern widerspiegelt.

Grabungsstellen auf der Ägäisinsel „Tavşan Adası“
Grabungsstellen auf der Ägäisinsel „Tavşan Adası“ (Foto: François Bertemes)

Was ist darüber hinaus an dem Workshop interessant?
Den Workshop hatten wir ursprünglich im türkischen Ort Didyma geplant. Aufgrund der politischen Situation ist dies jedoch im Moment leider nicht möglich. In Absprache mit der DFG wurde deshalb diese Veranstaltung an der Martin-Luther-Universität initiiert, zu der Experten unterschiedlicher Grabungsstätten eingeladen sind. Jeder Teilnehmer erhält 20 Minuten Zeit, die keramischen Erzeugnisse auf Basis seiner Forschungsergebnisse vorzustellen. Im Vordergrund steht jedoch vor allem die anschließende Diskussion, in der die Erkenntnisse miteinander verglichen werden. Dies soll den Kontakt zwischen den verschiedenen Grabungsstätten verstärken.

Von welchen Grabungsstätten kommen die Teilnehmer?
Anwesend sind Experten aus Deutschland, England, Italien, Tschechien, Griechenland und der Türkei, die an den Grabungsstätten der türkischen Ägäisküste, wie Troja, Cesme, Milet oder Izmir, und auf Inseln, wie Rhodos, Kos oder Kreta, tätig sind. Daneben können auch Studierende und Interessenten der universitären Archäologie an der Veranstaltung teilnehmen.

Was erwarten Sie sich von der Veranstaltung?
Ich erwarte vor allem eine intensive Diskussion unter den Teilnehmern. Dabei ist es mir besonders wichtig, die einzelnen Forschungsergebnisse im Zusammenhang zu betrachten, um abschließend ein Gesamtbild der ägäischen Keramikproduktion zu erhalten.

Kontakt: Prof. Dr. François Bertemes
Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas
Tel.: +49 345 55-24059
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