Visionen einer studentischen Galerie

13.11.2012 von Katharina Deparade in Studium und Lehre, Campus
Stefan Scholz' Bilder der "Weißen Stadt" von Tel Aviv sind noch bis 2. Dezember in der Kunststiftung, Neuwerk 11, zu sehen.
Stefan Scholz' Bilder der "Weißen Stadt" von Tel Aviv sind noch bis 2. Dezember in der Kunststiftung, Neuwerk 11, zu sehen. (Foto: stuArt.07)

Überall stehen sie - in Gruppen oder allein - mit einem Glas Sekt in der Hand und betrachten die schwarz-weißen Bilder an den hohen, kahlen Wänden. Das Publikum ist bunt gemischt. Von älteren Anzugträgern mit Schlips und Kragen oder jungen Studenten im trendigen Karohemd mit Rauschebart und Hornbrille ist alles dabei. Inmitten des ganzen Trubels wird Anika Garz, Presssprecherin und Mitglied der Studentengalerie stuArt.07, von allen Seiten gratuliert. „Ich bin erst seit kurzem Teil der Gruppe“, sagt sie.

StuArt.07 besteht, wie der Name schon verrät, seit Februar 2007. „Damals haben sich ein paar Studenten der Kunstgeschichte überlegt, wie man Studium und Praxis miteinander verbinden kann“, erklärt Anika Garz. „Sie traten an Professor Olaf Peters vom Institut für Kunstgeschichte heran, der fortan die Schirmherrschaft der Organisation übernahm.“ Er selbst bringe sich nicht direkt ein, habe aber für jede Art von Fragen ein offenes Ohr. In einem kleinen Gang im Institut wurde seitdem immer wieder ein bisschen Kunst ausgestellt. „ Das war unser erster Ausstellungsort: Die Elfmetergalerie“, erinnert sich Anika Garz.

Auch Kathleen Schwabe gehört zu den Absolventinnen, die sich in stuArt.07 ehrenamtlich beteiligen. Sie hat lange auf diesen Abend hingearbeitet. Die Erleichterung und Freude über den Erfolg der Vernissage ist ihr anzusehen. „Wir sind sehr zufrieden mit diesem Abend“, sagt sie. „ Sogar die Chefin der Kunststiftung gratulierte uns bereits. Sie sei begeistert über den Andrang und könne kaum glauben, so viele Menschen in ihren Räumlichkeiten zu sehen.“

Auf Empfehlung einer ausstellenden Künstlerin traten die sieben Mitglieder von stuArt.07 vor über einem Jahr an Stefan Scholz heran. Seine Fotografien können nun noch bis zum 2. Dezember in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalts betrachtet werden. Der in Halle lebende Künstler begab sich im Herbst 2011 nach Dessau, um dort die Bauhausgebäude zu fotografieren. Im Sommer darauf reiste er nach Tel Aviv .

Im Jahr 1933 wurde Tel Aviv zum Exil vieler jüdischer Architekten und Künstler, die aus Dessau und Berlin vor dem nationalsozialistischen Terror flohen. Doch auch diese Menschen hatten noch Visionen. Visionen einer Stadt, die wie der Architekt Erich Mendelsohn gesagt haben soll „östliche Weißheit mit westlichen Wissen verbindet“. So entstand die „Weiße Stadt“, eine Sammlung von über 4.000 Gebäuden, die überwiegend im Bauhaus- und Internationalen Stil errichtet wurden. Stefan Scholz’ Fotografien zeigen den Grundgedanken des Stils. Den Rückgriff auf Elementares, die planimetrischen Strukturen, Ecken und Kanten. Die Farben beschränken sich auf alle Abstufungen von Grau. Ein azurblauer Himmel wird in tiefschwarz verwandelt.

Das Besondere an seinen Bildern ist die Perspektive. Oft steht der Betrachter fünf Minuten vor einem Foto, um zu überlegen,aus welcher Perspektive Scholz es aufgenommen haben könnte. So entstehen spannende Konstellationen und jedem wird klar: Es ist nicht wichtig, ob es sich um Dessau oder Tel Aviv handelt. Diese Ausstellung will keine Antwort auf die Frage geben, ob es erstrebenswert ist in einer solchen Stadt zu leben, sondern lädt dazu ein, gedanklich darin zu wandern.

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